Kapitel 10
Als die Sonne aufging, waren Thar, Gorthar und Florana nicht mehr weit von ihrem Ziel entfernt.
„Dahinten ist es. Wir sind bald da“, rief Thar, der auf einen Baum geklettert war, um sich um zusehen.
„Dann haben wir es geschafft“, antwortete Florana und lächelte Thar an, der wieder vom Baum hinunter sprang.
„Ja, lasst uns gehen“, sagte Thar, der kurz danach einen Pfeil in den Rücken bekam und zu Boden fiel.
„Diesmal entkommst du mir nicht“, rief eine Stimme, die nicht weit entfernt von ihnen zu sein schien.
„Thar...wie schlimm ist es?“
„Florana, lauf...mit Gorthar zu den Nonjotos...Wir...dürfen nicht versagen...Nicht so kurz vorm...Ziel“, presste Thar mit aller Kraft aus seinen Lippen heraus, bevor er Ohnmächtig wurde.
Florana gab Thar noch einen Kuss auf die Stirn und rannte so schnell sie ihre Beine trugen, in das Nahe gelegene Reich der Erde. Als sie sich nach einigen Metern umdrehte, sah sie wie der Bor, Thar vom Boden aufhob und eine Träne rollte herunter. Der Bor packte Thar am Hals, worauf dieser wieder seine Augen öffnete.
„Was willst du...von mir?“, fragte Thar.
„Mein Auftrag ist es dich zu töten“, antwortete der Bor und warf Thar zurück auf den Boden.
Dieser versuchte mit letzter Kraft aufzustehen, doch brach er immer wieder zusammen.
„Wer...hat dich...beauftragt?“
„Das kann dir gleich sein, jetzt wo du sowieso des Todes bist.“
Thar zog langsam sein Schwert und stach es in den Boden. Langsam erhob er sich, indem er sich auf seinem Schwert abstütze.
„Du bist zäh, das muss man dir lassen. Dennoch bist du vollkommen wehrlos und somit ist dein Tod beschlossene Sache“, sagte der Bor und zog richtete seinen Bogen auf Thar.
Er feuerte einen Pfeil auf Thars rechten Oberschenkel ab. Ein zweiter traf den linken. Der dritte und vierte Pfeil traf erneut die Schultern von Thar, der wieder zu Boden ging.
„Weißt du wie man mich in meiner Heimat nennt?“, fragte der Bor, während er langsam einen fünften Pfeil anlegte.
„Vielleicht...Arschloch?“, antwortete Thar mit schwacher Stimme.
Blut floss aus seinem Mund, während er sich, trotz enormer Schmerzen, ein provozierendes lächeln erzwang.
„Der, der fünf Pfeile braucht. Sie denken ich wäre ein schlechter Schütze und das ich unwürdig sei, mich ein Bor zu nennen. Doch ich schieße ganz bewusst fünf Pfeile ab. Und das hat zwei Gründe...Erstens...Es macht mir keinen Spaß, meinen Gegner schnell und präzise zu töten. Ich höre mir liebend gern an, wie man mich um Gnade anfleht...und zweitens... Jeder meiner Pfeile trifft immer. Ich habe meine Pfeile in deine Oberschenkel und deine Schultern so platziert, das sich das Gift, das sich an den Pfeilspitzen befindet, so ausbreitet das du dich im Falle des Überlebens nicht einen Zentimeter mehr bewegen kannst. Du siehst also, alles hat seinen Sinn was ich tue...Obwohl du sowieso nicht überleben wirst“, erklärte der Bor und zielte den fünften Pfeil auf Thars Kopf.
„Das würde ich mir an deiner Stelle zweimal überlegen“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter dem Bor.
An seinem Hals spürte er eine kalte Klinge, die ihm das Atmen schwer fielen lies.
„Wer wagt es sich in die Angelegenheiten eines Bors einzumischen?“, fragte er.
„Jemand den du einst dein Schüler nanntest. Noch bevor du uns verraten hast, Meister Tschimoba“, antwortete Moroku.
„Moroku, ich habe dir schon damals gesagt, das du dich in zu viele Dinge einmischst“, sagte Tschimoba und steckte Pfeil und Bogen wieder zurück.
„Was willst du von ihm?“
„Das geht dich gar nichts an!“
Blitzschnell zog Tschimoba ein Messer aus dem Ärmel und stach nach hinten, um Moroku damit zu treffen, doch traf er nur ins Leere. Er drehte sich um und sah nur einen Blätterwirbel hinter sich. Sein Blick wendete sich nach links und er sah seinen alten Schüler auf einen Baum stehen.
„Du hast dazugelernt, Moroku“
Dieser sprang vom Baum hinunter und warf 3 Wurfmesser nach Tschimoba, der diesen mit einem Sprung zur Seite auswich. Moroku landete direkt neben Thar.
„Wach bleiben Thar. Ich bring dich hier weg.“
„Das wirst du nicht! Ich werde ihn töten“, erwiderte Tschimoba und schoss einen Pfeil auf seinen ehemaligen Schüler ab.
Moroku packte sich Thar und werte den Pfeil mit einem Wurfmesser ab.
„Du entkommst mir nicht!“, rief Tschimoba und feuerte drei weitere Pfeile auf die beiden ab.
Wieder entstand ein Blätterwirbel und Thar und Moroku waren plötzlich verschwunden. Die Pfeile flogen direkt durch die Blätter durch und prallten gegen einen Baum.
„Sie sind verschwunden“, dachte Tschimoba, beobachtete einige Sekunden die Umgebung, bis er dann ebenfalls wieder verschwand.
Wenige Augenblicke später tauchte Moroku, mit Thar auf dem Rücken, vor dem Tor des Erdreichs auf. Zur gleichen Zeit kamen auch Florana und Gorthar dort an.
„Thar? Moroku? Aber wie ist das möglich?“, wunderte sich Florana.
„Ich erkläre dir das später, wir müssen erst zu unseren Heilern. Thar ist schwer verletzt“, antwortet Moroku und rannte in die Stadt, gefolgt von Florana und Gorthar.
Sie rannten auf ein großes weißes Gebäude zu und rannten durch die große Tür und stießen einige Leute dabei um. Sie liefen eine Etage höher und stürmten in ein Zimmer.
„Vater, ich habe hier einen schwer Verletzten“, sagte Moroku und legte ihn auf eine Liege.
„Was ist passiert?“, fragte ein alter Mann.
Er trug ein weißes Hemd, das schon einige Bluttropfen abbekommen haben musste. Des weiteren trug er eine weiße Hose, an denen diverse medizinische Utensilien, an einem Gürtel befestigt waren. Er besaß einen langen weißen Bart, den er zusammen geflochten hatte und um den Hals wickelte.
„Er wurde von einem Bogenschießenden Bor angegriffen. Es war Tschimoba“, antwortete Moroku.
„Lasst uns alleine. Ich werde sehen was ich tun kann.“
„Wird er es überleben?“, fragte Florana besorgt.
„Er ist schwer verletzt aber ich denke er wird es schaffen und nun verlasst den Raum.“
Die drei taten wie ihnen befohlen wurde und gingen wieder hinaus auf die Straße.
„Danke das du ihn gerettet hast.“
„Ich kam gerade noch rechtzeitig.“
Zur gleichen Zeit flog ein Vogel in die Burg von König Romanor und landete auf den Arm von Iglodus.
„In wenigen Tagen werden die Orks hier sein, König Romanor“, berichtete Iglodus, mit besorgter Stimme.
„Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen und die Bewohner wurden aus sämtlichen Städten evakuiert. Lediglich die Bewohner Borims weigerten sich nach Vornn Kars zu gehen“
„Diese Tölpel verlassen sich auf die Hilfe der Wölfe, aber dennoch werden sie von den Orks überrannt werden.“
„Ich habe mit Thiro Kuron gesprochen. Er wird sie Anführen“
„Ich bezweifel es, das Kuron es schaffen wird.“
„Er ließ sich nicht von der Idee abbringen. Wir können nun nur noch an sie glauben.“
„Wollt Ihr sie nicht unterstützen?“
„Nein, es war Thiros Wunsch, das wir uns darauf konzentrieren Tarnos und Vornn Kars zu verteidigen.“
„Dann wird es ein Blutiges Gemetzel, das die Menschen Borims gnadenlos verlieren werden. Dieser Sieg wird die Feinde nur noch weiter aufheizen. Es wäre dumm, wenn wir zusehen würden, wie sich Kuron und seine Leute in den Selbstmord treiben.“
„Ich vertrau ihm. Er weiß was er tut.“
„Ihr seit genau so ein Narr wie Euer Freund, aber wenn es Euer Wunsch ist, bleibt es mir nur übrig, ihn zu respektieren, auch wenn ich ihn es nicht gut heiße.“
Die Stunden vergingen und Moroku, Florana und Gorthar saßen noch immer vor dem Krankenhaus des Erdreichs und warteten darauf das sie endlich eine Nachricht von Morokus Vater erhielten. Sie erklärte ihm währenddessen den Grund ihrer Reise nach Artan und alles über den bevorstehenden Krieg. Dann war es auch bald soweit und er kam zu den dreien.
„Und hat er alles gut überstanden?“, fragte Florana.
„Ja, aber er wird für ein paar Tage das Bett nicht verlassen können. Es hat ihn schlimm erwischt und er braucht jetzt erstmal Ruhe.“
„Ein paar Tage? Aber wir müssen so schnell wie möglich wieder zurück nach Woiirus.“
„Einen Krieg gegen Orks, gewinnt man nicht mit Kranken und Verletzten, junge Florana.“
„Ihr wisst von dem Krieg? Und Ihr kennt meinen Namen?“
„Nun Euer Freund stammelte immer wieder die Worte, Krieg, Orks und Florana vor sich hin.“
„Können wir zu ihm?“
„Nein, er braucht jetzt erstmal Ruhe. Morgen früh könnt Ihr Euren Freund besuchen. Ich muss mich nun auch weiter um die anderen Verletzten kümmern. Lebt Wohl.“
„Danke für Eure Hilfe.“
„Dankt nicht mir, sondern Moroku. Ein paar Minuten später und er wäre an seinen Verletzungen verstorben“, erklärte Morokus Vater und ging wieder zurück ins Krankenhaus.
„Komm Florana...Ich begleite dich zu König Ochigo“, sagte Moroku und ging voran.
„Warum hilfst du uns eigentlich?“
„Menschen und Nonjotos sind Verbündete. Es ist mein Pflicht euch zu helfen. Außerdem kann ich doch eine so reizende Dame wie du es bist, nicht allein lassen“, antwortete Moroku mit einem lächeln.
„Danke“, entgegnete Florana verlegen und die drei machten sich auf den Weg zum Nonjotokönig.
Sie gingen nur wenige Minuten, dann standen sie vor einem riesigen Tempel. Ein Tempel aus puren Gold. Einige Stufen führten nach oben zum Eingang des Tempel. Zwei Goldene Nonjotostatuen standen neben dem Eingang, als wollten sie ihn beschützen. Die Drei traten ein. Sie standen in einer prächtigen Halle, die über und über mit Gold verziert war. Drei Fackeln befanden sich in der Halle. Diese brachten das Gold so zum schimmern, das die ganze Halle hell erleuchtet war. Am Ende der Halle stand ein großer goldener Trohn, hinter der eine riesige Statue Deronos stand. König Ochigo saß auf den Trohn und schien die drei schon zu erwarten. Moroku ging vor seinem König auf die Knie und verbeugte sich. Sein Stirn berührte den Boden und seine Arme streckte er nach vorn. Florana tat es ihm gleich und auch Gorthar senkte seinen Kopf.
„Erhebt euch. Ich habe bereits von Eurer Ankunft gehört, Florana aus Woiir. Aber mir kam zu Ohren, das ihr zu dritt nach Artan kamt. Wo ist Euer Begleiter?“, begrüßte sie König Ochigo.
„Wir wurden unterwegs von einem Bor angegriffen, wobei er schwer verletzt wurde. Ohne Morokus Hilfe, wäre er jetzt tot.“, antwortete Florana und erhob sich.
„Ein Bor? Ein Bor auf Artan?“
„Ja, König Ochigo. Es war Tschimoba. Anscheinend war ihr Begleiter das Ziel“, berichtete Moroku.
„Tschimoba...Dieser Verräter wagt es Artan noch einmal zu betreten? Ich werde mich unverzüglich um diesen Verräter kümmern. Aber vorerst sagt mir, Florana aus Woiir, was führt Euch zu mir?“
„Verehrter König Ochigo. Krieg steht dem Menschen bevor. Die Orks haben sich mit den Minotauren und den Barbaren verbündet und sind nun auf den Weg die Menschen zu vernichten. Wir wurden geschickt um Eure Hilfe zu erbitten. Alleine können wir die diese Übermacht nicht besiegen.“
„Ich bedauere sagen zu müssen, dass das Volk der Nonjotos keine große Unterstützung leisten kann. Wir selbst befinden uns immer noch im Krieg gegen die Barbaren. Anscheinend ist dieses Volk so gewachsen, das sie zwei Kriege auf einmal führen können.“
„Aber wir können doch nicht unsere Verbündeten im Stich lassen“, unterbrach Moroku.
„Du hast eine ebenso große Zunge, wie dein Herz, Moroku. Ich sagte das Volk der Nonjotos kann keine große Unterstützung leisten, dennoch werden wir die Menschen Unterstützen.“
„Ich bedanke mich im Namen der Menschen vom Woiir und König Romanor. Wie viele Leute könnt ihr uns mitgeben?“, fragte Florana.
„Lediglich fünf Leute.“
„Fünf?“, erschrak Florana.
„Es ist eine geringe Zahl, aber Ihr vergesst das ein Nonjoto 20 Menschen auf einmal besiegen kann.“
„Entschuldigt, König Ochigo. Das habe ich nicht bedacht. Wann können wir aufbrechen?“, fragte Florana.
„Ich werde es sofort bekannt geben. Ich denke bis morgen früh, dürfte die fünf hier sein.“
„Darf ich auch mitgehen?“, fragte Moroku.
„Nein Moroku. Für dich habe ich eine andere Aufgabe vorgesehen.“
„Aber König Ochigo. Ich möchte unseren Verbündeten zur Seite stehen.“
„Wider sprich mir nicht, Moroku! Deine Aufgabe ist es Tschimoba zu besiegen. Niemand kennt ihn besser als sein ehemaliger Schüler. Solltest du mir seinen Kopf bis morgen früh besorgen, darfst du mit ihnen nach Woiirus gehen.“
„Ganz wie Ihr wünscht, König Ochigo. Ich entschuldige mich für mein großes Mundwerk.“
„Ihr dürft nun fort treten. Florana aus Woiir, ich wünsche Euch alles Gute.“
„Vielen Dank, König Ochigo“, sagte Florana und verbeugte sich erneut zum Abschied.
Die drei verließen den Tempel wieder und gingen auf die Straße.
„Ich werde mich nun unverzüglich auf die Suche nach Tschimoba machen. Ich hoffe ich werde es rechtzeitig schaffen ihn zu besiegen“, sagte Moroku.
„Viel Glück Moroku und nochmals vielen Dank für deine Hilfe.“
„Ich werde bis morgen früh wieder da sein. Verlass dich drauf“, versprach Moroku und zwinkerte Florana zu, bevor er in einem Blätterwirbel verschwand.
„Hoffentlich passiert ihm nichts“, dachte Florana und machte sich mit Gorthar zurück auf den Weg ins Krankenhaus, zu Thar.
Zur gleichen Zeit legte das Schiff von Lato und Zhorin im Hafen von Gabion an.
Die beiden verließen das Schiff, gefolgt von dem Zwergenkapitän, Forun.
„Endlich sind wir da“, sagte Lato und schaute sich um.
Es wimmelte nur so von Elben und Zwergen am Hafen von Gabion. Häuser aus Eramirholz waren die Heimat vieler Elben. Die Sonne schien durch die dichten Baumkronen und erzeugte eine wunderschöne Atmosphäre. Die ganze Stadt war von Bäumen, Büschen und Blumen geprägt, die die Elben sorgfältig pflegten und ehrten. Lange Flüsse zogen sich durch diese Stadt, worüber viele Brücken führten. Unter den Menschen ist die Stadt deshalb auch als „Stadt der Brücken“ bekannt. An den Flüssen wuchs Lamokraut, das die Zwerge gern Rauchten und daher eine beliebte Handelsware darstellte. Elben galten schon immer als ein sehr Gastfreundliches Volk und sie waren bekannt für ihre Bogenkunst. Kein anderes Volk stellte besser Bögen aus Eramirholz her, als die Elben. Eines der größten Künste der Elben ist die Kunst des Spähens. In Wäldern konnten sie sich fast Unsichtbar bewegen, was ihnen im Krieg gegen die Minotauren große Vorteile brachte.
„Wir sollten keine zeit verlieren und uns direkt auf den Weg zu Königin Hira machen. Die Zeit drängt“, meinte Zhorin.
„Ja du hast recht. Dann mal los.“
„Danke, für Eure Hilfe“, sagte Zhorin zum Zwergenkapitän und ging voran.
„Ich werde hier auf Euch warten. Aber beeilt euch. Ich habe meine Zeit auch nicht gestohlen.“
„Immer mit der Ruhe. In Eurem Alter sollte man es langsam angehen“, provozierte Lato und folgte Zhorin.
„Warte nur! Wenn ihr zurück seit, werde ich dir zeigen wie alt ich bin“, rief der Zwerg Lato hinterher und ging wutentbrannt auf sein Schiff zurück.
Kapitel 11
Die Nacht brach heran und Florana wachte, mit Gorthar, die ganze Zeit an Thars Bett. Sie hielt fest seine Hand und streichelte immer wieder seinen Kopf.
„Werde bitte wieder schnell gesund“, flüsterte sie ihm zu.
Der Vollmond in dieser Nacht schien ins Zimmer von Thar und Florana. Plötzlich regte sich Thar und langsam öffnete er seine Augen.
„Wo bin ich?...Was ist...passiert?“, fragte er mit schwacher Stimme.
„Du bist im Krankenhaus vom Erdreich. Wir wurden von einem Bor angegriffen. Du wurdest von vier Pfeilen getroffen. Wäre Moroku nicht in letzter Sekunde gekommen, wärst du jetzt tot.“
„Moroku?...Wo ist er?“
„Er ist auf der Jagd nach dem Bor. Wenn ich das richtig verstanden habe ist es sein alter Meister. Aber es gibt auch gute Nachrichten. König Ochigo sendet uns fünf seiner Leute und wenn Moroku es schafft den Bor noch rechtzeitig zu töten, wird er uns auch begleiten.“
„Es ist nicht viel...aber es ist immerhin etwas...Wann können wir aufbrechen?“
„Theoretisch morgen früh. Aber ich habe mit den Heilern gesprochen. Du musst noch mindestens drei Tage das Bett hüten.
„Drei Tage? Dafür haben wir keine Zeit...Wir brechen morgen früh auf“, sagte Thar und wollte aus dem Bett steigen.
Ein Schmerz in den Schultern und in den Beinen, traf ihn wie einen Blitz und er fiel wieder ins Bett.
„Thar, ruh dich erstmal weiter aus. Uns fällt schon noch etwas ein.“
Im selben Moment stand Moroku auf einem dicken Ast und hielt Ausschau.
„Wo ist er nur?“, fragte er sich, während er weiterhin wachsam war.
„Moroku!“, rief plötzlich eine Stimme die nur wenige Meter entfernt zu sein schien.
Dieser drehte sich um und wie aus dem nichts standen zwei weitere Nonjotos neben ihm.
„Rutuschi? Missa? Was macht ihr beide denn hier?“
„Wir sollen dich gegen Tschimoba unterstützen“, antwortete Rutuschi.
Dieser trug einen langen braunen Mantel und einer Kapuze. Sein Gesicht verbarg er hinter einem dunkelbraunen Tuch und des weiteren eine dunkelbraune Stoffhose. An beiden seiner Oberschenkel war ein Gürtel geschnürt, an dem sich Wurfmesser befanden.
„Hast du schon eine Spur von ihm?“, fragte Missa, der zweite von den beiden Nonjotos.
Er trug ein dunkelgrünes Hemd und eine gleichfarbige Stoffhose. Er hatte schwarze Haare und einen drei-Tage-Bart. Auf dem Rücken trug er einen Krummsäbel.
„Nein, ich hab noch keine Spur von ihm. Aber wieso schickt euch König Ochigo?“
„Nun eigentlich sollen wir mit den Menschen in den Krieg gegen die Orks ziehen, aber vorher sollen wir dich noch unterstützen. König Ochigo ist sich nicht sicher ob du allein dazu in der Lage...“, sagte Missa, bevor ihn fünf Pfeile in den Rücken trafen und er vom Ast auf den Boden fiel.
Erschrocken drehten sich Moroku und Rutuschi um, doch konnten sie nichts erkennen.
„Moroku, schau nach Missa! Ich werde versuchen herauszufinden woher die Pfeile kamen.“
„In Ordnung“, antwortete Moroku und sprang hinunter zu Missa.
„Wo bist du, Tschimoba?“, rief Rutuschi und griff zu zwei seiner Wurfmesser.
„Ihr seit zu auffällig. Jeder Trottel hätte euch finden können“, ertönte Tschimobas Stimme.
Wie aus dem nichts tauchten zwei Holzbalken aus dem Baumstamm, neben Rutuschi, heraus und trafen ihn im Gesicht und an den Rippen. Dadurch wurde dieser gegen einen anderen Baum geschleudert und prallte danach auf den Boden. Nur wenige Sekunden später erschien ein Balken aus dem Boden und traf Rutuschi im Magen, worauf er nun in die Luft geschleudert wurde. Nach einigen Meter erschienen zwei Holzhände aus beiden Richtungen und packten ihn. Rutuschi schrie auf vor Schmerzen und versuchte sich zu befreien. Je mehr er sich versuchte zu befreien umso fester drückten die Hände zu.
„Technik der scharfen Erdschwertern!“, rief Moroku und zwei Schwerter aus Erde erschienen in seinen Händen.
Er sprang hinauf zu Rutuschi und zerschnitt die Holzarme, wodurch Rutuschi Richtung Boden fiel, immer noch festgehalten von den beiden Holzhänden.
„Technik des weichen Erdbettes!“, rief Moroku erneut und der Boden unter Rutuschi wurde zu einer Schlamm artigen Massen, auf der Rutuschi weich landete.
„Gut reagiert. Allerdings hast du dabei deine Deckung vernachlässigt“, sagte Tschimoba, der plötzlich hinter Moroku erschien und mit seinem Schwert zum Schlag ausholte.
Als Tschimoba zuschlug, erschien erneut ein Blätterwirbel und wieder traf er ins nichts.
„Langsam gehst du mir damit auf die Nerven!“, meinte er und landete auf einem Ast.
„Ich habe nur auf meine Deckung geachtet. So wie Ihr es mir damals beigebracht habt“, antwortete Moroku, der ebenfalls auf einem Ast stand.
Morokus Meister faltete die Hände und erneut kamen Fäuste von beiden Seiten auf Moroku zugeflogen und wollten ihn packen, doch auch dieser faltete ruckartig seine Hände und erneut erschienen Holzhände, die die anderen blockten.
„Mit diesen Tricks werdet Ihr mich nicht mehr besiegen können, Meister Tschimoba.“
„Dann lass uns den Kampf auf einem höheren Niveau fortführen“, entgegnete er und faltete erneut seine Hände.
Plötzlich fing der Boden an sich zu bewegen wodurch einige Bäume entwurzelt wurden. Durch das Erdbeben kam Rutuschi wieder zu sich und sah wie ein Baum auf ihn herunter fiel.
„Technik des Schlammkörpers.“
Der Baum fiel auf ihn, doch traf er nur einen Schlammklumpen, der sich kurz darauf neben dem, am Boden liegenden Baum, wieder zu Rutuschi zurückverwandelte.
Moroku sprang von dem Ast, des Baumes auf dem er stand, auf den Boden. Kurz darauf stürzte auch dieser Baum um. Als er sich umdrehte sah er Tschimoba einige Meter hinter sich, vor dem neun Speere erschienen und in der Luft hingen. Wie von unsichtbaren Händen geworfen, zischten die Speere auf ihn zu.
„Technik der schützenden Erde“, rief Moroku und vor ihm erschien ein Erdwall, an dem die Speere zerbrachen.
Kurz danach erschien Rutuschi neben ihm.
„Lass ihn uns zusammen besiegen“, sagte er und rannte auf Tschimoba zu.
Moroku folgte ihm ohne nachzudenken und zusammen griffen sie ihn mit ihren Messern an. Minutenlang ging der Schlagabtausch hin und her, ohne das irgendeiner von ihnen einen klaren Vorteil hervorbringen konnte. Rutuschi sprang in Luft, während Moroku sich im selben Moment duckte und Tschimoba mit einem Tritt, gegen die Waden, zu Fall brachte. Schnell faltete dieser seine Hände und wieder erschienen Holzhände aus dem Boden, die Rutuschi packte und gegen einen Baum schleuderten. Im selben Moment packten andere Hände Moroku und fixierten ihn an Ort und Stelle. Tschimoba stand vor Moroku und ein spitzer Holzspeer erschien in seiner rechten Hand. Gerade als er seinen alten Schüler den Speer in den Körper rammen wollte, sprang Rutuschi dazwischen. Der Speer durchbohrte seinen Oberkörper. Blut schwappte aus seiner Wunde und seinem Mund und langsam fiel er auf die Knie.
„Rutuschi!! Nein!“, schrie Moroku und versuchte sich vergebens zu befreien.
Tschimoba packte den Speer mit seiner rechten Hand, während er sich mit einem Bein an Rutuschis rechter Schulter abstützte und zog den Speer heraus. Wenige Augenblicke später ging Rutuschi zu Boden und verendete in seiner Blutlache.
„Du bist der nächste, Moroku“, sagte Tschimoba und holte mit dem Speer erneut zum Schlag aus, während sich Moroku weiterhin versuchte zu befreien.
Tschimoba stach den Speer in den rechten Oberschenkel und genoss den Schmerzensschrei von Moroku sichtlich. Dann zog er ihn wieder heraus um ihn danach in die linke Schulter zu rammen. Wieder ertönte ein Aufschrei von Moroku, der noch einige Kilometer entfernt wahrzunehmen war.
„Nun will ich dem ganzen ein Ende bereiten, um mich danach wieder meiner wahren Mission widmen zu können und Thar zu töten“, sagte Tschimoba und bereitete sich auf den finalen Schlag vor.
„Warum?...Warum willst...du Thar töten?“
„Es ist meine Aufgabe. Mein Auftraggeber will es so. Warum und weshalb interessiert mich nicht. Mich interessiert lediglich das Gold, das ich dafür bekommen werde.“
„Wer hat dir...den Auftrag erteilt?“
„Das tut nichts zur Sache. Du wirst jetzt sowieso sterben.
„Das werde ich nicht zulassen!“, entgegnete Moroku und ballte seine Fäuste.
Erneut fing die Erde an zu beben.
„Was tust du?“
„Ich werde nicht zu lassen das du Thar tötest! Ich weiß nicht wieso, aber ich habe das Gefühl das er großes Bewegen kann. Dafür bin ich bereit hier und jetzt zu sterben, aber ich werde dich aufhalten!“, erklärte er und eine seltsame Aura bildete sich um ihn.
Ein starker Sturm bildete sich, der selbst Tschimoba kaum auf den Füßen hielt. Die Hände die Moroku festhielten lösten sich langsam. Einige Adern bildeten sich auf Morokus Kopf, die ein Zeichen seiner Anstrengung waren. Als die Holzhände sich ganz von Moroku lösten, stürmte er auf Tschimoba zu und verpasste ihm einige Fausthiebe in den Magen und ein letzter traf den Kopf. Tschimoba war zu langsam um die Schläge abzuwehren, während Moroku immer weiter auf seinen alten Meister einschlug. Er stützte sich mit seiner linken Hand auf den Boden ab und trat Tschimoba gegen den Kopf. Dieser wich einige Meter zurück.
„Wie macht er das?“, fragte sich Tschimoba und faltete erneut die Hände.
Wieder erschienen einige Holzhände aus dem Boden und versuchten ihn mit ihren Schlägen zu treffen, doch Moroku wich geschickt aus. Eine Holzfaust erwischte ihm fast, doch wehrte er den Schlag ab. Dann sprang er in die Luft und warf einige Wurfmesser auf Tschimoba. Die Holzhände fingen alle ab. Lediglich ein Wurfmesser traf Tschimoba an der rechten Schulter. In der Luft stützte sich Moroku an einem Baum ab und flog auf Tschimoba zu. Dessen Holzhände waren zu langsam und Moroku brach durch die Verteidigung und verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht. Daraufhin wurde Tschimoba auf den Boden geschleudert und die Holzhände verschwanden.
Währenddessen waren Zhorin und Lato nicht mehr weit von der Elbenhauptstadt Naldos entfernt als sie plötzlich ein Geräusch aus der Ferne wahrnahmen.
„Was war das?“, fragte Lato und sah aus der Ferne ein Licht auf sie zukommen.
„Runter!“, rief Zhorin und schmiss sich auf den Boden.
Ein kleiner Feuerball flog nur wenige Zentimeter über ihren Köpfen hinweg und traf einen Busch, der sich sofort in Rauch auflöste.
„Puh, das war knapp“, sagte Lato und sprang auf.
„Komm, das sehen wir uns aus der Nähe an.“
Einige Meter weiter kamen die beiden an eine Lichtung, die von Schein des Mondlichtes erhellt wurde und sahen einen Mann mit einem roten Stab, der umzingelt von fünf Minotaurenkriegern war. Er trug einen spitzen schwarz-roten Hut und einen schwarzen langen Umhang. Er hatte lange Braune Haare, die aus dem Hut hervorschauten und sein brauner Bart ging ihn bis zur Brust. Die Minotauren trugen riesige Äxte und waren mit eisernen Brustpanzern geschützt.
Einer der Minotauren hob seine Axt zu einem Schlag, doch da traf ihn auch schon ein Blitz, der aus dem Stab des Mannes herausschoss und wurde gegen einen kleinen Felsen geschleudert, der in kleine Stücke zerbröckelte. Ein weiterer Minotaurus schlug mit seiner Axt auf den Mann ein, doch wurde der Hieb, von einem plötzlich erschienen blauen Schutzschild, abgeblockt.
„Wir sollten ihm helfen“, schlug Zhorin vor, zog seinen Bogen und nahm einen Pfeil aus seinem Köcher.
„Worauf warten wir dann noch?“, sagte Lato und stürmte aus der Deckung hervor.
Ein Minotaurus drehte sich um und sah Lato auf ihn zu stürmen. Als Lato mit seinem Schwert zuschlagen wollte, packte der Minotaurus sein Handgelenk und warf ihn auf den Boden. Ein Pfeil traf den Minotaurus an der Brust, worauf er Lato los lies. Dieser sprang auf und durchbohrte die Brust des Minotaurus mit seinem Breitschwert. Als er das Schwert wieder aus dem Oberkörper des Stiermenschens heraus zog, drehte er sich um und sah den Mann auf dem Boden liegen. Er richtete seinen Stab auf den Minotauren, der über ihn stand und erneut schoss ein Feuerball aus dem Stab. Dieser traf den Stiermensch und er ergriff brüllend vor Schmerz die Flucht. Ein weiterer Minotaurus ging, durchbohrt von einige Pfeilen, zu Boden, während der letzte der fünf die Flucht ergriff.
Ein wenig außer Atem gingen Lato und Zhorin auf den Mann zu, der gerade wieder aufstand.
„Seit Ihr in Ordnung?“, fragte Zhorin und steckte seinen Bogen weg.
„Ja, ich danke Euch für Eure Hilfe.“
„Was wollten die Minotauren von Euch?“
„Es sind schwierige Zeiten auf Myir. Solche Überfälle sind nicht selten geworden, seitdem die Minotauren nach Myir gekommen sind.“
„Ihr seit ein Zauberer, richtig?“, fragte Lato.
„Ja, mein Name ist Lutze. Ich bin ein Gesandter Myiriens. Mit wem habe ich das Vergnügen?“
„Mein Name ist Zhorin und das ist mein Gefährte Lato. Wir sind auf den Weg nach Naldos, zu Königin Hira.“
„Dann haben wir das gleiche Ziel. Was haltet ihr davon unseren Weg gemeinsam fortzusetzen?“
„Das ist eine hervorragende Idee. Was führt Euch zur Elbenkönigin, Lutze?“
„Elben und Zauberer sind schon seit Jahrhunderten Verbündete. Ich wurde geschickt um Königin Hira eine Botschaft zu überbringen. Und was führt zwei Menschen nach Myir?“
Zhorin und Lato erzählten Lutze, auf dem Weg nach Naldos, was in den vergangenen Wochen passiert ist.
Zur selben Zeit schlenderte ein betrunkener Mann an den Stegen von Bolfas entlang. Schon seit Stunden lag ein dichter Nebel über der Stadt, indem nicht einmal der Schein des Mondes hin durchdrang.
Der Mann setzte sich ans Ende eines Stegs und baumelte mit den Füßen im Wasser, während er einen tiefen Schluck aus seiner Falsche trank. Als sie nach wenigen Minuten leer war, warf er sie in den Nebel, doch schien sie an etwas zu zerbrechen, statt ins Meer zu fallen. Verwundert stand der Betrunkene auf und sah eine riesige Galionsfigur in Form eines Totenschädels vor sich. Erschrocken taumelte der Mann zurück, doch rutschte er aus und fiel auf den Holzsteg. Ein Mann mit roten Haaren rutschte an einem Seil das Schiff hinunter und landete auf dem Steg. Er ging auf den am Boden liegenden Mann zu.
„Bi...Bin...to“, lallte der Mann und versuchte aufzustehen.
Binto packte ihm am Kragen und warf ihn zurück auf den Boden. Er zog seine Axt und rammte sie ihm in den Kopf. Dann zog er die Axt wieder heraus und warf den toten Körper ins Wasser. Binto steckte die Axt wieder herein und grinste dabei, während immer mehr seiner Männer hinter ihm zu erkennen waren.
Kapitel 12
Geschrei von Männern...von Frauen...von Kindern, hallten durch die Stadt. Klingen prallten aufeinander, wie Wellen gegen eine Brandung. Blut strömte durch die Straßen von Bolfas und tauchte den Nebel in einen roten Dunst. Ein Feuer breitete sich aus und überdeckte damit den Leichengeruch, der durch die Straßen wanderte.
Am nächsten Morgen stieg eine Blutrote Sonne den Himmel empor und kündigte den Fall von Bolfas an. Nur wenige Stunden dauerte es und die Barbaren hatten die gesamte Stadt erobert. Sie plünderten alles was ihnen in die Finger kam und brachten ihre Beute auf die Schiffe.
„König Binto, wie gehen wir weiter vor?“, fragte Rohn, der mit seinem König am Tor vom Bolfas stand und in die Ferne schaute.
„Urasch, Tambros und ihre Männer werden bald auf Woiirus ankommen. Wir machen uns auf den Weg zur nächsten Stadt. Dort werden wir auf die Orks und Minotauren warten“, antwortete der Barbarenkönig.
Plötzlich hörte man einige Leute aus einem Gasthaus, nicht weit vom Barbarenkönig und seinen Heerführer entfernt, schreien.
„Hört sich an als hätte Hark seinen Spaß“, lachte Rohn.
„Ja, er liebt es die letzten Lebenden bei lebendigen Leib zu fressen. Sobald er fertig ist, gehen wir weiter. Sammle die Truppen zusammen.“
„Ja, mein Gebieter.“
Währenddessen wachte Thar, in seinem Krankenzimmer, auf und erhob sich langsam. Immer noch verspürte er Schmerzen, aus dem Kampf gegen Tschimoba. Er ging zum Fenster und sah den Sonnenaufgang entgegen.
„Eine rote Sonne? Ob der Krieg bereits begonnen hat?“
„Thar, du bist wach“, begrüßte ihn Florana, die gerade mit Gorthar in sein Zimmer kam.
„Ja, hast du schon was von Moroku gehört?“
„Nein, ich hoffe ihm ist nichts passiert. Dieser Tschimoba ist ein gefährlicher Gegner.“
„Wir haben keine Zeit mehr auf ihn zu warten. Der Krieg scheint begonnen zu haben.“
„König Ochigo hat Moroku Verstärkung geschickt. Lass uns noch ein bisschen warten, sie sind bestimmt bald zurück. Außerdem kannst du dich somit noch etwas mehr ausruhen.“
„Wir warten noch bis zum Mittag, aber dann müssen wir wirklich los. Sind die Leute die uns begleiten sollen schon da?“
„Ja, drei von ihnen. Die anderen beiden sind als Verstärkung für Moroku geschickt wurden.“
„Hoffen wir das sie es schaffen, sonst schwinden unsere Chancen den Krieg zu gewinnen rapide.“
„Ich verstehe. Ihr bringt keine guten Neuigkeiten nach Myir“, sagte Lutze, der mit Lato und Zhorin noch auf dem Weg nach Naldos war.
„Leider. Wir können nur hoffen das wir die Unterstützung von Königin Hira bekommen. Andernfalls weiß ich nicht ob wir eine Chance haben.“
„Habt ihr schon was von der anderen Gruppe gehört?“
„Nein, aber ich bin mir sicher das es ihnen gut geht. Thar ist ein geschickter Stratege und plant seine Züge sorgfältig. Er wird jeglichen unnötigen Kampf aus dem Weg gehen, um ihre Aufgabe nicht zu gefährden.“
„Du hältst große Stücke auf diesen Thar, stimmts Zhorin?“
„Ja, ich beneide ihn um seine strategischen Fähigkeiten und seine Auffassungsgabe. Seitdem ich ihn kennen gelernt habe, versuche ich ihn darin nach zu eifern.“
„Mir hingegen reichen meine Kampfesfähigkeiten. Mit meinem Schwert kann mir Thar überhaupt nicht das Wasser reichen“, lachte Lato.
„Du wirst nie verstehen das rohes kämpfen nicht zum Sieg führt. Strategisches Positionieren seines Heeres, die Schwachstellen des Gegner kennen und geschickte Kriegsführung, entscheiden den Ausgang eines Krieges, nicht bloßes Abschlachten.“
„Pah, es geht auch so. Mit diesem blöden Stradiwagischen Denken oder wie das heißt, verliert man nur Zeit. Ein Heer gegen ein anderes Heer und das bessere gewinnt. Das ist meine Leidenschaft.“
„Wie kann man nur den Krieg begrüßen?“, fragte Zhorin, voller Unverständnis.
„Schlechten Menschen geht es immer gut“, entgegnete Lutze.
„Schlecht? Willst du damit sagen das ich ein schlechter Mensch bin?“
„Nein, ich sagte nur das es schlechten Menschen immer gut geht. Wenn du dich damit angesprochen fühlst, solltest du dir lieber darüber Gedanken machen“, lachte Lutze und die drei führten ihren Weg fort.
Am Mittag des selben Tages trafen die Kriegsschiffe der Orks im Süden von Woiirus an. Urasch und sein Heer, sowie die Minotauren verließen zu tausenden die Schiffe und betraten damit feindlichen Boden.
„Der Untergang der Menschen ist beschlossen. In wenigen Wochen gehört ganz Woiirus uns“, sagte Urasch und rammte ein Messer in den Boden.
„Unsere Kriegshämmer freuen sich darauf, die Köpfe der Menschen zu zerschlagen“, entgegnete Tambros.
„Los ihr Maden! In zwei Tagen haben wir die erste Stadt unserer Kriegszugs erreicht!“, rief Urasch und die Kriegsgesänge der Orks und Minotauren waren noch Kilometerweit zu vernehmen.
„Komm Florana, wir können nicht mehr warten. Wir müssen los, bevor es zu spät ist“, sagte Thar und nahm ihre Hand.
„Ja, ich weiß das du recht hast, aber ich mach mir Sorgen um Moroku.“
„Vielleicht treffen wir ihn unterwegs.“
„Ich wünsche Euch bei Eurer Reise alles Glück. Mögt Ihr das Schicksal das Euch erwartet zum guten umdrehen“, verabschiedete sich König Ochigo, mit einer Verbeugung, von Thar und Florana, sowie ihre Begleiter.
Wenige Minuten später waren gingen sie durch den Wald, in Richtung des Schiffes das auf sie wartete. Thar, Florana und Gorthar gingen vor, während die drei Nonjotos ihnen mit wenigen Metern Abstand folgten. Alle drei hatten ihr Gesicht vermummt und waren mit einigen Wurfmesser, sowie einem Kurzschwert ausgerüstet. Keiner von ihnen sprach auch nur ein Wort.
„Ich hab so ein seltsames Gefühl“, flüsterte Florana Thar zu.
„Ich ebenfalls, das liegt bestimmt an den dreien. Keiner von ihnen sagt etwas. Drei seltsame Typen.“
„Wir haben keine Wahl. Wir müssen ihnen Vertrauen. Ich glaube nicht das König Ochigo uns verraten würde.“
„Nein, das würde er nicht. Nonjotos und Menschen sind schon lange Zeit Verbündete und Ochigo würde das niemals aufs Spiel setzen.“
Die Stunden vergingen und sie kamen wieder am Tyuudistein an.
Plötzlich zog der Nonjoto, der in der Mitte stand, zwei Wurfmesser und stach sie in die Körper seiner beiden Kameraden, die sofort tot zu Boden gingen.
Erschrocken drehten sich Thar, Florana und Gorthar um.
„Was soll das?!“, rief Thar und zog sein Schwert.
Daraufhin riss der Nonjoto seine Maske ab und zeigte sein wahres Gesicht.
„Tschimoba“, erschrak Florana und ging einen Schritt zurück.
„Was hast du mit Moroku gemacht!“
„Er ist tot. Er war seinem alten Meister noch nicht gewachsen, aber er hat sich gut geschlagen. Dennoch war sein Tod unnötig, schließlich werdet ihr nun letztendlich doch sterben“, antwortete Tschimoba und stürmte auf die beiden zu.
Thar holte mit seinem Schwert zum Schlag aus, doch verfehlte er Tschimoba. Gerade als Florana ihre beiden Schwerter ziehen wollte, bekam sie von ihm einen Tritt und ging zu Boden. Gorthar rannte auf den Bor zu und versuchte ihn mit einem Biss zu erwischen, aber auch dieser verfehlte ihn. Wieder versuchte Thar Tschimoba mit seinem Schwert zu erwischen, doch dieser blockte seine Hiebe mit seinen Wurfmessern. Er sprang einen Schritt zurück und faltete die Hände. Vier Hände erschienen aus dem Boden und packten Thar an Händen und Füßen. Gorthar und Florana stellten sich schützend vor ihm.
„Wir werden nicht zulassen das du ihm etwas antust.“
„Wie rührend, wie ihr bereit seit für euren Freund zu sterben. Aber es wird euch nichts nützen“, lachte Tschimoba und ging auf die drei zu.
Florana versuchte ihn mit ihren zwei Kurzschwertern zu treffen, doch immer wieder wich er geschickt aus. Mit einem Ruck packte er sie am Hals und hob sie ein Stück in die Luft. Gorthar sprang auf den Bor und biss ihn in die Hand, sodass er Florana los lies.
„Dreckiger Köter!“, fluchte Tschimoba und trat Gorthar gegen einen Baum.
„Lass sie in Ruhe!“, schrie Thar und versuchte sich verzweifelt aus den Fängen der Holzhände zu befreien.
„Versuch es ruhig, aber es wird dir nichts bringen. Die Hände werden dich nicht loslassen“
Florana versuchte mit einem Schwerthieb Tschimobas Kopf zu treffen, aber dieser duckte sich rechtzeitig und packte sie wieder am Hals.
„Lass sie los!“
„Ich spüre eine große Verbundenheit zwischen euch. Solche Bände bringen nur Leid mit sich. Ich werde es euch zu liebe trennen und sie töten. Aber keine Sorge. Du wirst ihr bald folgen.“
Plötzlich kam eine Holzfaust aus einen nebenstehenden Baum heraus geschossen und traf Tschimoba mit aller Kraft im Gesicht. Dieser lies Florana fallen und wurde auf den Boden geschleudert.
„Was war das?“, fragte er sich.
Gerade als er wieder aufstehen wollte, traf ihn eine zweite Faust, die aus dem Boden heraus kam. Eine weitere Holzhand packte ihn an den Füßen und schleuderte ihn in einen Busch.
„Was geht hier vor?“, stöhnte Tschimoba.
Immer wenn er versuchte sich wieder zu erheben, trafen ihn weitere Holzfäuste und warfen ihn zurück auf den Boden.
Thar, Florana und Gorthar beobachteten sprachlos das Geschehen.
Dann packten Tschimoba die Hände und hielten ihn auf den Boden.
„Wer ist das? Zeig dich du Feigling!“, rief Tschimoba.
Plötzlich bemerkte er ein rascheln in eine der Baumkronen.
Es war Moroku der plötzlich von dem Baum hinunter sprang und zwei Holzspeere in der Hand hielt. Seine Kleidung waren nur noch ein paar Fetzen und sein Körper von Dreck und Blut gezeichnet.
Er spießte Tschimoba mit den Speeren auf, als er auf dem Boden auf traf.
„Du?...Wie...kann das...sein?“, stöhnte Tschimoba, während Blut aus seinem Mund heraus quollte.
„Du hättest besser überprüfen sollen, ob ich auch wirklich tot bin“, flüsterte Moroku und drückte die Speere tiefer, in Tschimobas Körper, wodurch dieser starb.
Die Holzhände die Thar gepackt hatten verschwanden.
„Moroku, du lebst!“, sagte Florana, die sichtlich erfreut über sein Auftauchen war.
„Mehr...oder...weniger“, antwortete Moroku und fiel Ohnmächtig auf den Boden.
Die drei rannte zu ihm.
„Er ist nur Ohnmächtig. Der Kampf mit Tschimoba, muss ihn ziemlich mitgenommen haben“, meinte Florana.
„Ja, du hast recht. Aber schau ihn dir mal genauer an. Er sieht etwas älter aus. Wie kann das sein?“
„Ich weiß nicht, aber wir sollten ihn mit aufs Schiff nehmen. Dort werde ich mich um ihn kümmern.“
Thar hob Moroku hoch und trug ihn, bis am Abend endlich das Schiff in Sichtweite war.
|